Die Mutter aller Sprachmodelle: ELIZA und der ELIZA Effekt
Entwickelt 1966 von Joseph Weizenbaum, war ELIZA eines der ersten Computerprogramme, das menschliche Konversationen simulierte.

In der Welt der künstlichen Intelligenz ist ELIZA eine Ikone. Entwickelt 1966 von Joseph Weizenbaum, war ELIZA eines der ersten Computerprogramme, das menschliche Konversationen simulierte. Es sollte die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine demonstrieren und zeigt durch seine Funktionsweise, wie einfache Algorithmen tiefgreifende menschliche Reaktionen hervorrufen können. Der "DOCTOR"-Modus simulierte die Gespräche eines Psychotherapeuten und nutzte dabei eine einfache Methode: ELIZA stellte Fragen oder gab Antworten, die oft nach den Prinzipien der klientenzentrierten Psychotherapie formuliert waren, indem es Schlüsselwörter erkannte und darauf basierende Phrasen zurückgab. Diese Technik führte zu einer Userexperience, in der die Benutzer oft das Gefühl hatten, wirklich mit einem verständnisvollen Dialogpartner zu sprechen.
Benutzer: „Ich habe ein Problem mit meinem Vater.“
ELIZA: „Erzählen Sie mir mehr über Ihre Familie!“
Ein bemerkenswerter Aspekt von ELIZA ist der sogenannte Eliza Effekt. Dieser Effekt beschreibt das Phänomen, dass Menschen einem Computerprogramm menschliche Eigenschaften wie Empathie oder Verständnis zuschreiben, obwohl die Programmierung lediglich auf simplen, regelbasierten Interaktionen beruht. Weizenbaum stellte fest, dass die Reaktionen der Benutzer häufig von einer tiefen emotionalen Bindung geprägt waren, trotz des offensichtlichen Mangels an echtem Verständnis oder Intelligenz seitens der Maschine. Dies führte zu alarmierenden Einsichten über die menschliche Natur und über die Beziehung zwischen Mensch und Maschine.

Die grundlegende Technologie hinter ELIZA wird heute in vielen modernen Sprachmodellen und Chatbots weiterentwickelt. Heutige Systeme, wie von OpenAI und Google, nutzen komplexe neuronale Netzwerke, um den Dialog zu führen und sogar kontextuelle Informationen über längere Gespräche hinweg zu integrieren. Diese Sprachelemente sind viel differenzierter und können in vielerlei Hinsicht nützlicher und ansprechender agieren als ELIZA. Dennoch bleibt die Frage: Erleben wir durch diese Technologien nicht eine neue Form des Eliza Effekts?
Wie ELIZA einen Eindruck von Kommunikation vermittelte, können moderne LLMs ebenfalls dazu verleiten, uns eine irreführende Tiefe in ihren Interaktionen vorzugaukeln. Während die Fähigkeit solcher Modelle, menschliche Sprache zu imitieren, bemerkenswert ist, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass sie (noch) keine echten Emotionen oder ein echtes Verständnis besitzen.
Abschließend lässt sich sagen, dass ELIZA nicht nur ein historisches Relikt der Informatikgeschichte ist, sondern auch eine wichtige Lektion im Bereich der Mensch-Maschine-Interaktion lehrt. Der Eliza Effekt zeigt uns, wie schnell wir Menschen dazu tendieren, Maschinen menschliche Eigenschaften zuzuschreiben, und regt zum Nachdenken darüber an, wie wir moderne Technologien nutzen – und ob wir diese Technologien möglicherweise zu Unrecht als „intelligent“ betrachten. Da stellt sich die Frage: Ab wann ist eine Maschine eigentlich intelligent?
Quellen:
